Darf's ein bisschen mehr sein?

Krafttraining in der Rehabilitation

Die Rehabilitation nach einem Trauma oder einer Operation zielt unter anderem darauf ab, in der betroffenen Region Beweglichkeit und Muskelkraft wiederherzustellen. Generell spielt Muskelkraft eine wichtige Rolle bei der Linderung von Beschwerden im muskuloskelettalen Bereich. Kann man Kraft auch ohne Gewichte aufbauen?

Um Muskelkraft zu steigern, braucht es eine gute Übungsauswahl sowie einen Reiz, der groß genug ist, um positive Anpassungsprozesse im Körper anzustoßen. Mit der Zeit gewöhnt sich der Körper an die Belastung, sodass die Intensität immer weiter gesteigert werden muss, um weiterhin Effekte zu erzielen („Progressive Overload“; Kraemer et al. 2002).

Im Krafttraining wird häufig das Gewicht angepasst, um einen entsprechenden Stimulus zu erzeugen. (Suchomel et al. 2021) Viele Patient:innen stoßen diesbezüglich zu Hause allerdings schnell an ihre Grenzen – es fehlen schlicht unterschiedliche Gewichte.

Studie: Gibt es eine Alternative zu mehr Gewicht?

Daher hat sich eine Forschergruppe aus den USA mit der Frage beschäftigt, ob man durch eine Veränderung des Volumens (Sätze und Wiederholungszahlen) bei gleichen Gewichten einen ähnlichen Reiz auf den Körper ausüben kann (Plotkin et al. 2022).

Die Forscher um Daniel Plotkin teilten 43 Menschen, die in ihrer Trainingserfahrung ähnlich waren, in zwei gleiche Gruppen auf. Beide Gruppen erhielten einen 8-wöchigen Trainingsplan mit den gleichen Übungen. Die Teilnehmer:innen absolvierten den Plan 2x pro Woche.

In Gruppe A wurde über den Verlauf der Wochen das Gewicht gesteigert, in Gruppe B blieb das Gewicht gleich, aber die Wiederholungen wurden stetig gesteigert. Die Studienteilnehmer:innen sollten bei jedem Satz bis zur Muskelermüdung trainieren.

Vor und nach der Untersuchung wurden die Maximalkraft und die Muskelausdauerfähigkeit der Beine untersucht. Zudem wurden die Sprunghöhe und der Umfang von Oberschenkel und Wade gemessen.

Nach dem Interventionszeitraum hatten sich beide Gruppen verbessert. Es gab kleinere Unterschiede, diese waren jedoch nach einer statistischen Analyse klinisch nicht relevant.

Wiederholungen tun es auch

Zusammenfassend kann man sagen, dass auch die Steigerung des Trainingsvolumens die Kraft steigern kann. Wer also das Gewicht nicht anpassen kann, kann auch einfach mehr Sätze und oder Wiederholungen absolvieren, um positive Effekte zu erzielen. Entscheidend: eine Muskelermüdung muss man erreichen.

Literatur

  • Plotkin D. et al. (2022) Progressive overload without progressing load? The effects of load or repetition progression on muscular adaptations. PeerJ, 10

  • Kraemer WJ (2002) Resistance training for health and performance. Current Sports Medicine Reports 1(3):165-171

  • Suchomel TJ (2021) Training for muscular strength: methods for monitoring and adjusting training intensity. Sports Medicine 51(10):2051-2066