Akutversorgung

PEACE & LOVE - moderne Empfehlung zur Behandlung von Weichteilverletzungen

Ein falscher Schritt beim Joggen, ein Umknicken beim Handball oder ein unglücklicher Tritt auf unebenem Boden - und schon ist es passiert: plötzliche Schmerzen, das Sprunggelenk schwillt an, und stellt sich die Frage: Was jetzt?

Ein Bänderriss im Sprunggelenk ist ein typisches Beispiel für eine sogenannte Weichteilverletzung. Gerade im Sport zählt sie zu den häufigsten Verletzungen an der unteren Extremität.

Früher hat man bei der Erstversorgung häufig auf Schemata wie PECH oder RICE zurückgegriffen. Diese Begriffe sind vielen bekannt - Ruhe, Kühlung, Hochlagern etc. Inzwischen hat ein Konzept Einzug gehalten, das auf aktuelleren, wissenschaftlichen Erkenntnissen basiert: PEACE & LOVE (Dubois & Escullier, 2020)

PEACE beschreibt die ersten Maßnahmen direkt nach der Verletzung und den ersten etwa drei Tagen und damit die akute Phase. LOVE gibt Empfehlungen für die Folgetage, um die Heilung zu unterstützen und langfristig wieder fit zu werden.

Das steckt hinter den einzelnen Buchstaben der beiden Akronyme:

Protection:
Belastungsreduktion und schmerzverursachende Aktivitäten vermeiden. Aber: keine Ruhe bzw. Inaktivität.

Elevation:
Die verletzte Struktur so oft wie möglich über Herzhöhe lagern.

Avoid anti-inflammatories:
Es wird empfohlen, entzündungshemmende Medikamente und Eis nur in Maßen zu verwenden, da sie möglicherweise die langfristige Heilung der Struktur beeinträchtigen könnten.

Compression:
Kompression mittels Bandagen, um intraartikuläre Ödeme und Gewebsblutungen zu minimieren.

Education:
Es sollte über die Vorteile einer aktiven Therapie und das richtige Belastungsmanagement aufgeklärt werden. Unnötige passive und medikamentöse Behandlungen sollten vermieden werden. „Your body knows best“.

Nach etwa drei Tagen kommt dann LOVE ins Spiel:

Load:
Schmerz steuert die Belastung auf dem Weg zurück zu Aktivität. Von einem aktiven Ansatz profitieren die meisten Patient:innen mit muskuloskelettalen Verletzungen. Mechanischer Stress sollte frühzeitig stattfinden und normale Aktivität wieder aufgenommen werden, sobald es die Symptome erlauben.

Optimism:
Positiv denken ist angesagt. Eine positive Erwartungshaltung ist mit besseren Ergebnissen und Prognosen assoziiert. Eine Katastrophisierung oder pessimistische Erwartungen sollten vermieden werden.

Vascularisation:
Einige Tage nach der Verletzung sollte mit schmerzfreien kardiovaskulären Aktivitäten begonnen werden, um die Motivation zu steigern und die Durchblutung der verletzten Strukturen zu verbessern. Frühzeitige Mobilisierung und aerobes Training verbessern die Funktion, unterstützen im Return to Work und verringern den Bedarf an Schmerzmitteln bei Personen mit Erkrankungen des Bewegungsapparats.

Exercise:
Trainingstherapie kann die Prävalenz von Re-Verletzungen verringern. Übungen tragen dazu bei, die Mobilität, Kraft und Propriozeption früh nach der Verletzung wiederherzustellen. Schmerzen sollten vermieden werden, um eine optimale Heilung in der subakuten Genesungsphase zu gewährleisten. Die Belastungssteuerung sollte sich am Schmerz orientieren.

 

Literatur

Dubois B, Esculier J- F (2020) Soft-tissue injuries simply need PEACE and LOVE. Br J Sports Med; 54:72–73

 

Link zum Artikel: https://bjsm.bmj.com/content/bjsports/54/2/72.full.pdf